Das größte Karriere-Risiko

Das größte Karriere-Risiko

Wie man Risiken klug einschätzt und (unerkannte) Chancen nutzt

Von Tim Schmaddebeck – 4 min. lesen

Im Jahr 2018 habe ich meinen gut-bezahlten Job gekündigt, ohne einen Plan.

Hatte ich Zweifel? Respekt vor dem Schritt? Hab ich gezögert?

In jedem Fall.

Das alles konnte mich aber nicht davon abhalten, den Schritt ins Ungewisse zu gehen.

Viele meinten damals, es sei naiv und viel zu riskant.

Heute weiß ich:
Wenn du keine Angst verspürst, dann ist der Schritt nicht groß genug.

Manche Menschen glauben, dass sie ihre Karriere verbessern können, indem sie Risiken minimieren.

„Ich werde in meinem Job bleiben – immerhin ist er sicher und ich habe ein festes Einkommen.“

Ironischerweise ist diese Inaktivität in unserer heutigen Welt meist das Riskanteste, was man tun kann.

Nichts zu tun ist (deutlich) riskanter als aktiv zu sein.

Es geht im Berufsleben nicht darum, Risiken zu vermeiden, sondern intelligent mit ihnen umzugehen.

Es ist ein seltener Skill.

Ein Skill, der dir ermöglicht, genau solche Chancen zu ergreifen, die eine außergewöhnliche Karriere ausmachen.

Zu riskant?

Warum du Ratschläge ignorieren solltest

Ob etwas riskant ist, hängt von dir als Person und deiner individuellen Situation ab.

(1) Risiken sind persönlich:

Jede Person hat eine einzigartige Risikotoleranz.

Für einige ist die Kündigung des Jobs – BEVOR man einen Neuen hat – kein Problem. Für andere unvorstellbar.

(2) Risiken sind situativ:

Wer 100.000 € erspartes hat, wird es einfacher haben einem toxischen Chef zu entfliehen. Auch, wenn der nächste Schritt noch unklar ist.

By the way:

Ich kann jedem nur wärmstens empfehlen, ein solches „Fuck You Money“ aufzubauen – hat mir einen großen Dienst erwiesen.

Höre also nicht auf Personen, die dir sagen, etwas sei zu riskant.

Vielleicht ist es nur riskant für sie.

Fehler im Gehirn

Warum du dein größter Gegner bist

Risiken zu vermeiden, ist die Natur des Menschen.

Um unsere Vorfahren am Leben zu halten, hat die Evolution ein Gehirn hervorgebracht, das Risiken überschätzt.

„Könnte das Rascheln im Gebüsch ein Löwe sein?“

Wäre der Mensch nicht von Natur aus übervorsichtig, gäbe es uns heute vermutlich nicht mehr.

Heutzutage (ohne Löwen im Gebüsch) ist diese Risiko-Aversität ein klares Hindernis. Wir schätzen Risiken falsch ein und treffen zu konservative Entscheidungen.

Hier sind 2 Situationen, die deutlich weniger riskant sind, als allgemein angesehen:

(1) Jobs, in denen du weniger verdienst, aber sehr viel lernst

Menschen fokussieren sich zu sehr auf quantifizierbare „Hard Assets“, wie ihr Jahresgehalt.

Jobs mit einer überdurchschnittlichen Lernkurve oder erstklassigen Netzwerk-Möglichkeiten werden häufig sehr leicht falsch eingeschätzt.

oder …

(2) Jemanden einstellen, der keine Erfahrung hat, aber ein schneller Lerner ist

Solche Personen werden von den meisten Unternehmen meist maßlos unterschätzt.

Langfristig sind diese Personen weitaus wertvoller für ein Unternehmen, als Experten, die langsam (oder überhaupt nicht) lernen.

Psychologen nennen diese Fehleinschätzungen Negativity Bias.

Die Downside ist in den meisten Fällen nicht ansatzweise so schlimm, wie es im ersten Moment scheint.

Unsicherheit heißt nicht automatisch riskant.

Denke an meinen Satz vom Anfang, wenn du das nächste Mal vor einer (einmaligen) Gelegenheit stehst und sich ein Gefühl von Angst und Unsicherheit in dir breit macht:

Wenn du keine Angst verspürst, dann ist der Schritt nicht groß genug.

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